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Ist Voodoo eine Religion?

Themen-Beitrag zu Voodoo-Schutz
Ist Voodoo eine Religion?

Ist Voodoo eine Religion?

An was denken die meisten Menschen, wenn man das Thema Voodoo anspricht? Der Grossteil der Gesellschaft ist mit Voodoo vor allem aus Dokumentationen, Filmen und Geschichten vertraut, die oftmals jedoch das genaue Gegenteil der Realität darstellen. Kleine Puppen und verrückte Wahrsager - gerne wird das Klischee aufrechterhalten, welches in der westlichen Welt über Voodoo verbreitet wird. Meist wird Voodoo sogar als etwas rein Negatives gesehen, was jedoch nicht ferner von der Wahrheit sein könnte.

Natürlich gibt es in jeder spirituellen Art und jeder Religion individuelle schwarze Schafe, welche den Namen dieser Form mit ihren Taten in den Schmutz ziehen. Hier stellt auch Voodoo keine Ausnahme dar. Doch das ist noch lange kein Grund, eine gesamte Spiritualitätsform als schlecht zu bezeichnen, nur weil das eigene Wissen in dieser Thematik nicht genügend ausgereift ist.

Denn tatsächlich handelt es sich bei Voodoo nicht nur um Magie und Zauberei, sondern um eine grosse Religion, welche in einigen Ländern sogar offiziell anerkannt ist und dieselben Rechte geniesst wie der christliche und der muslimische Glauben. Voodoo zählt über 60 Millionen Anhänger auf der ganzen Welt und hat sich in den letzten Jahren auch in Europa einen Namen gemacht. Zudem steigt die Zahl der Gläubigen immer mehr an, da besonders Menschen aus Afrika zurück zu ihren Wurzeln möchten. Diese finden sie definitiv im Voodoo, da diesem eine jahrtausendalte Geschichte vorangeht und auch viele der westafrikanischen Vorfahren bereits gläubige Bokor (Anhänger des Voodoo-Glaubens) waren.

Ähnlich und doch verschieden

Auch wenn uns Voodoo fremd scheint, hat es eine Gemeinsamkeit mit den Religionen, die in den grössten Teilen der Erde praktiziert werden. Wie in den muslimischen, christlichen und jüdischen Religionen glauben auch die Bocore hauptsächlich an einen übergeordneten Gott. Dieser wird von den Gläubigen als Bondieu bezeichnet, was aus dem Französischen stammt und "Guter Gott" bedeutet.

Dieser gilt allerdings als so mächtig, kraftvoll und stark, dass der Gläubige selbst keinen Kontakt zu ihm aufnehmen kann. Dafür benötigt es die sogenannten Loa, die als Geistwesen mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften als Übermittler zwischen Gott und den Gläubigen fungieren. Die Loa gelten als sehr mächtig und sollen jeden Wunsch der Bocore erfüllen können. Insgesamt gibt es über 400 verschiedene Loa. Davon haben jedoch nicht alle denselben Stellenwert. Einige rangieren höher, einige niedriger. Oft werden einige Loa auch als Götter bezeichnet, doch keiner steht über Bondieu, dem höchsten und einzigen Gott des Voodoo-Glaubens.

Zudem gibt es sogenannte Familien-Loa. Hierbei handelt es sich um ausgewählte Loa, welche schon seit mehreren Generationen von einer Familie angebetet werden. Diese haben einen besonderen persönlichen Stellenwert für die Familie und werden somit eher angesprochen, als es bei anderen Familien der Fall wäre.

Was zudem nicht vergessen werden darf: Voodoo ist schon lange keine rein traditionell westafrikanische Religion mehr. Das war noch vor über tausend Jahren so. Doch als die Einwohner Westafrikas im Laufe der Jahrhunderte versklavt und verschifft wurden, kamen zahlreiche religiöse und kulturelle Einflüsse mit hinzu, sodass sich Voodoo in eine synkretistische Religion verwandelte. Besonders Einflüsse aus dem christlichen und dem muslimischen Glauben, aber auch von indianischen Bräuchen gelten als grösster Grund für die Entwicklung zu einer Hybrid-Religion.

Rituale und Bräuche

Wie in anderen Religionen auch, gibt es natürlich auch im Voodoo bestimmte Rituale und Praktiken, welche regelmässig von den Gläubigen durchgeführt werden und so als Verehrung oder Kontaktaufnahmen zu Gott und den Loa gelten. Schliesslich gibt es beispielsweise auch im christlichen Glauben den Sonntagsgottesdienst, im muslimischen Glauben das jährliche Fasten, im buddhistischen Glauben bestimmte Opfergaben in Tempeln, im jüdischen Glauben den wöchentlichen Sabbat und im hinduistischen Glauben das Holi-Festival. Selbstverständlich hat also auch der Voodoo-Glaube bestimmte Bräuche, welche von den Bocore regelmässig ausgeübt und praktiziert werden.

Typisch für die praktische Ausübung von Voodoo sind Tänze und das Musizieren.

Während des Tanzens versuchen die Gläubigen, in einen Trance-ähnlichen Zustand zu gelangen. Das ist im Voodoo kein schlechtes Zeichen, sondern viel mehr das Ziel des Ganzen. Denn wer sich in einem solchen Zustand befindet, kann Kontakt zu den Loa aufnehmen. In Trance werden die Gläubigen von den Loa "geritten" bzw. sie werden ergriffen, was eine grosse Ehre für die Bocore darstellt. Von anderen Gläubigen werden diese Menschen als besonders angesehen, da diese Besitzergreifung für eine ewige Verbindung mit den Loa steht.

Auch das Geben von Opfern ist ein klassischer Brauch, welcher im Voodoo praktiziert wird. Allerdings werden hier so gut wie nie tierische Opfer erbracht, sondern primär nur Obst, Blumen und Getränke. Falls es zu einem tierischen Opfer kommt, so nimmt der Loa lediglich die Seele und das Fleisch kann vom Gläubigen selbst verwertet werden. Menschliche Opfergaben gibt es im Voodoo trotz einiger klischeebehafteter Vorstellungen nicht. Auch die Verwendung von schwarzer Magie zählt nicht zu den Bräuchen und Ritualen des Voodoo, sondern wird allenfalls von schwarzen Schafen für individuelle negative Zwecke missbraucht. Im Grunde ist der Glaube des Voodoo also gar nicht so fremd und anders, als wir denken.


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