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Voodoo in Westafrika

Themen-Beitrag zu Voodoo-Schutz
Voodoo in Westafrika

Voodoo in Westafrika

Religionen sind uns bestens bekannt. Wir wuchsen mit ihnen auf und gehörten oftmals auch direkt einer Religion an. Wir lernten sie in der Kindheit und Jugend gut kennen. Wir beschäftigten uns mit theoretischen und praktischen Inhalten in der Schule und wurden auch über andere Religionen aufgeklärt.

In vielen Städten lebten Personen aller Glaubensrichtungen zusammen, sodass jeder etwas über die Traditionen, Bräuche und Praktiken des anderen lernen konnte. Es war für die meisten von uns etwas vollkommen Normales, dass es verschiedene Religionen gibt und diese ausgeübt werden.

Meist handelte es sich hierbei jedoch vorwiegend um die Weltreligionen, welche natürlich die meisten Anhänger haben. Worüber wir allerdings nie viel erfahren haben, waren kleinere Religionen und spirituelle Traditionen. Wenn das doch der Fall war, dann handelte es sich dabei vor allem um europäische oder möglicherweise noch amerikanische Formen. Wovon wir allerdings so gut wie nichts mitbekommen haben, waren die Religionen und Glaubensrichtungen in Afrika.

Dabei gibt es gerade hier eine sehr ausgeprägte Spiritualität, die an verschiedenen Orten und mit unterschiedlichen Praktiken ausgeübt werden. Der Wissensstand geht bei diesem Thema bei den meisten Menschen im Westen gegen null. Wenn doch Kenntnisse vorhanden sind, dann handelt es sich nicht selten nur um die gängigen Klischees.

Klischees und Vorurteile

Das wohl treffendste Beispiel hierfür ist die Glaubensrichtung des Voodoo. Viele wissen vermutlich nicht einmal, dass es sich dabei um eine Religion handelt, die in Haiti sogar offiziell anerkannt wurde und von drei Vierteln der Bevölkerung praktiziert wird.

Im Bezug zu Voodoo halten sich unzählige Klischees und Vorurteile, die auch bei uns sehr bekannt sind. Wer kennt die kleinen Voodoo-Puppen nicht, die mit Nadeln bearbeitet werden und das im Glauben, jemand anderem damit schaden zu können.

Doch diese Vorstellung entspricht nicht der Wahrheit. Hier wird nur eine jahrtausendealte Tradition durch Schwarze Magie missbraucht. Hier steht Voodoo auch nicht allein da. Auch andere spirituelle Formen wie das Kartenlegen oder das Wahrsagen können von Schwarzmagiern für ihre Zwecke ausgenutzt werden, ohne dass hier direkt eine negative Verbindung hergestellt wird.

Bei Voodoo ist es jedoch oft so, dass diese Verbindung die einzige Verknüpfung ist, welche die meisten Personen wahrnehmen. Dabei steckt hinter dieser Religion und den dazugehörigen Bräuchen eine lange westafrikanische Tradition, die auch in Europa nicht unbekannt bleiben sollte.

Westafrika als Geburtsort des Voodoo

Ursprünglich stammt das traditionelle Voodoo aus der sogenannten Yoruba-Tradition. Bei den Yoruba handelt es sich um ein Volk aus Westafrika, welches vermutlich schon seit über tausend Jahren existiert. Etwa 500-200 vor Christus durchquerten die Yoruba den afrikanischen Kontinent von Ägypten aus. Zu dieser Zeit war im heutigen Nigeria die sogenannte Nok-Kultur ansässig, auf welche die Yoruba während ihrer Wanderung trafen.

König der Yoruba war zu dieser Zeit Oduduwa, der sich mit seinem Volk in der heiligen Stadt Ile-Ife niederliess. Hier begann die Verschmelzung der Tradition und Kultur von Yoruba und Nok. In den folgenden Generationen eroberten die Yoruba immer mehr Orte auf dem westafrikanischen Kontinent und hinterliessen ihre Spuren in Form von Voodoo-Bräuchen und Traditionen. Von hier aus entwickelte sich dieser Glaube rasant weiter. Heute wird er in vielen Ländern von ca. 60 Millionen Anhängern praktiziert.

Voodoo im modernen Westafrika

Natürlich hat sich Voodoo seit der Ausbreitung der Yoruba verändert und weiterentwickelt. Durch die Verschleppung der Sklaven in die ganze Welt entstand aus der westafrikanischen Tradition eine hybride Religion, welche heute auch zahlreiche Einflüsse aus dem christlichen, muslimischen oder indianischen Glauben vorzuweisen hat. Doch in Westafrika gibt es teilweise noch immer die ursprüngliche Version des Voodoo, die das Yoruba-Volk hinterlassen hat.

Besonders beliebt und verbreitet ist Voodoo in Benin, Togo und Ghana

In Benin zählt die Religion neben dem christlichen und dem muslimischen Glauben als offizielle Religion, welche jeden 10. Januar ihren eigenen Feiertag hat. Allerdings kann man hier nicht von einer einheitlichen Glaubensgemeinschaft sprechen, da sich bestimmte Traditionen in verschiedenen Ländern und Völkern unterscheiden. So werden beispielsweise andere Loa bevorzugt oder angebetet und andere Bräuche ausgeübt.

Bei den Loa handelt es sich um Geistwesen, welche als Vermittler zwischen Gott und dem Menschen dienen

Gott selbst ist zu mächtig und stark, weshalb der Kontakt zwischen einem einfachen Menschen und ihm nicht möglich ist. Hier kommen die verschiedenen Loa ins Spiel, die über beinahe unbegrenzte Macht verfügen. Die Gläubigen wenden sich an sie, da sie einen direkten Kontaktpunkt darstellen. Je nach Traditionen gibt es beispielsweise die Familien-Loa. Diese werden seit mehreren Generationen in derselben Familie angebetet, wodurch sie einen höheren Stellenwert haben als andere Loa.

Definitiv kann man zudem sagen, dass Voodoo heutzutage im Gegensatz zu den letzten Jahrhunderten immer mehr Anhänger gewinnt. Besonders afrikanische Menschen bekennen sich wieder mehr zu ihrer Tradition und wechseln deshalb zum Glauben ihrer Vorfahren zurück. Voodoo ist also deutlich mehr als nur die Summe der Klischees und Vorurteile, die in der ganzen Welt verbreitet werden.


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