Rituale, Routinen und Bräuche gibt es in jeder Kultur und in jedem Land. Auch wir haben uns im Laufe der Zeit zahlreiche Gewohnheiten angeeignet, von denen wir manchmal gar nicht mehr genau wissen, woher diese eigentlich stammen. Wieso stellen wir einen Weihnachtsbaum auf, wieso schiessen wir an Silvester Raketen in den Himmel und wieso bekamen wir als Kinder eine Schultüte zu unserem ersten Schultag?
Nur die wenigsten Menschen kennen die Geschichten und Intentionen hinter diesen Traditionen, doch noch immer pflegen wir diese regelmässig. Keiner hinterfragt diese Rituale, sondern zelebriert sie zusammen mit der Gemeinschaft. So hat jedes Land seine eigenen kleinen Traditionen. Nicht umsonst heisst es schliesslich: Andere Länder, andere Sitten.
Oftmals sind wir verwundert, wenn wir andere Bräuche mitansehen und sie nicht mit unseren eigenen Vorstellungen in Einklang bringen können. Wir sehen sie nicht als sinnvoll an und halten sie oft für kurios. Das ist allerdings meist nur deshalb der Fall, weil uns die Kenntnisse über den Hintergrund dieses Brauches fehlen. Auf diese Weise entstehen schnell Klischees und Vorurteile, die sich über Generationen halten können.
So ist das auch bei
Voodoo, der westafrikanischen Religion. Nur wenige Personen haben überhaupt eine Ahnung, was Voodoo eigentlich ist, doch über ihre Rituale und Bräuche wissen die meisten Menschen gar nichts. Allerdings wird das Thema Voodoo dennoch schnell als verrückt abgestempelt und unter den Teppich gekehrt. Dabei kennt sich kaum jemand damit aus, weshalb diese Rituale eigentlich praktiziert werden und was dahinter steckt.
Rituale zur Kontaktaufnahme
Häufig denkt man bei dem Begriff
Voodoo an kleine Stoffpuppen und an Menschen, die mental nicht ganz auf der Höhe zu sein scheinen. Die Menschen bewegen sich in tranceähnlichen Zuständen durch die Strassen und tanzen und musizieren währenddessen. Zusätzlich bringen sie Opfer dar und lesen Antworten aus dem
Orakel zweier Muschelketten ab.
Klingt auf den ersten Blick nicht wie ein Ritual, welches auch hier vollzogen werden würde. Doch oft genügt schon ein genauerer Blick hinter die Kulissen und auf die Geschichte dieser Traditionen, um ein besseres Verständnis zu erhalten.
Tanzen und Musik
Eines der gängigsten
Rituale des
Voodoo ist das Tanzen und das Musizieren. Die Gläubigen praktizieren diesen Brauch, um auf diese Weise in Trance zu verfallen. Das tun sie aber nicht, weil sie sich berauschen möchten, sondern um auf diese Weise eine Verbindung zu den Loa, den Geistwesen des Voodoo, herzustellen.
Die Loa sind die Bindeglieder zwischen dem Menschen und Gott, da der Mensch nicht direkt zu Gott sprechen kann. Wenn die Gläubigen nun in Trance verfallen, werden sie nach ihrem Glauben von den Loa "geritten". Das ist genau das, was sie erreichen möchten, denn nun haben sie eine ewige Verbindung mit den Loa. Auch das Ansehen in der Gemeinschaft wächst, da die meisten Gläubigen nach einem solchen Kontakt streben.
Opfergaben
Es halten sich viele Gerüchte über Menschen- und Tieropfer im
Voodoo, doch nur die wenigsten sind wahr. Menschen werden überhaupt nicht geopfert und Tiere nur selten. Wenn es doch Mal zu einem Tier-Opfer kommt, dann nehmen die Loa beziehungsweise Gott nur die Seele des Tieres heraus, sodass der Rest von den Gläubigen verwertet werden kann. Hauptsächlich konzentrieren sich die Opfergaben aber auf Obst, Blumen und Getränke. Auch Tabak, Alkohol und Parfüm werden den Loa als Opfer dargebracht.
Orakel
Wie bei vielen anderen spirituellen Formen auch, nutzen die Gläubigen des Voodoo auch
Orakel, um Antworten auf ihre Fragen zu erhalten. Dazu werden besonders zwei Arten des Orakels verwendet. Beim ersten Orakel handelt es sich um das sogenannte Fa-Orakel. Hier werden zwei Muschelketten geworfen, woraus die Gläubigen dann bestimmte Antworten erhalten können.
Beim anderen Orakel handelt es sich um Zeichnungen der Loa-Symbole, welche auf den Boden gezeichnet werden. Für gewöhnlich erfolgt diese Praktik mit einer staubigen Substanz oder einfach mit einem Stock oder anderen Gegenstand in Sand oder Erde. Aufgezeichnet werden die Symbole der Loa, wobei jeder Loa ein eigenes Symbol hat. Je nachdem, welchen Loa man anrufen möchte, muss man nun das Symbol in den Boden zeichnen. Je genauer die Zeichnung, desto höher die Chancen auf eine präzise Antwort des Loa.
Gar nicht so verschieden
Auf den ersten Blick klingen diese
Rituale nicht gerade so, als hätten sie eine tiefgehende Verbindung zu den Traditionen unserer Vorfahren. Doch im Endeffekt können unsere Rituale als genauso kurios und absurd betrachtet werden wie die des Voodoos. In den meisten Fällen machen bestimmte Bräuche immer Sinn, wenn man nur den Sinn dahinter versteht. So auch bei den Praktiken des Voodoo.
Die Menschen verwenden bestimmte Rituale, um auf diesem Weg den Kontakt zu Gott aufzunehmen. Wie man sieht, unterscheiden sich diese Bräuche doch gar nicht so sehr von denen, die wir regelmässig praktizieren. Manchmal genügt tatsächlich ein kleiner Blick auf den Hintergrund, die Geschichte und die Gründe von seltsam wirkenden Dingen, von denen uns in Wahrheit aber einfach nur das Wissen fehlt.
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