Die meisten von uns haben sicherlich schon einmal von
Voodoo gehört. So berühmt berüchtigt die ganze Thematik ist, so verzerrt wird diese auch erzählt und verbreitet. Um das Ganze einmal zu verdeutlichen, genügt schon ein kleiner Gedankentest: An was denken Sie, wenn Sie den Begriff Voodoo hören?
Vermutlich denken Sie an kleine Stoffpuppen mit Nadeln sowie magische Zauberer und Seher. Tatsächlich handelt es sich hierbei primär um Klischees, welche mit der eigentlichen Wahrheit nur sehr wenig zu tun haben. Leider wird Voodoo so wie jede andere Religion und spirituelle Praktik auch von wenigen Personen missbraucht. Doch während andere Formen an diesen Vorurteilen für gewöhnlich nicht gemessen werden, ist das bei Voodoo grundsätzlich der Fall.
Einer der grössten Gründe hierfür ist die fehlende Aufklärung. Während bei Voodoo viele an Schwarze Magie denken, handelt es sich in Wirklichkeit um eine uralte westafrikanische Tradition und eine teilweise anerkannte Religion. Über 60 Millionen Anhänger folgen und praktizieren die Religion und glauben so wie andere monotheistische Religionen an einen Gott.
Doch einige Punkte in Theorie und Praxis unterscheiden sich vom christlichen, jüdischen und muslimischen Glauben, welche teilweise auch die traditionelle und kulturelle Unterteilung in den einzelnen Ländern und Völkern vorantreiben.
Bondieu und die Loa
Auch die Anhänger des Voodoos glauben an nur einen Gott, welcher Bondieu oder Bondye genannt wird. Das bedeutet so viel wie "Guter Gott" und stammt aus dem Französischen, was im Zusammenhang mit der früheren Kolonialisierung steht. Allerdings ist Gott für die Bocore (Anhänger des
Voodoo-Glaubens) so gross und mächtig, dass ein direkter Kontakt zu ihm schlichtweg unmöglich ist.
Aus diesem Grund benötigt es einen Vermittler, welcher die Wünsche und Bitten des Gläubigen überbringt. Hier kommen die
Loa ins Spiel. Sie sind
Geistwesen, welche über beinahe unbegrenzte Macht verfügen und den Menschen jeden Wunsch erfüllen können, wenn sie möchten. Der Begriff bedeutet so viel wie "geistiger Führer" und steht in erster Linie für ein Wesen mit einem guten Willen.
Die Gruppen der Loa
Sie unterteilen sich in drei Gruppen, welche sich in ihren Charakteren unterscheiden. Hier gibt es einerseits die Rada, welche sich als freundlich und wohltätig gesinnte Wesen zeigen. Auf der anderen Seite stehen die Petro, welche als zerstörerisch gelten. Zuletzt gibt es noch die Ghede, die für die Fruchtbarkeit und das Ableben verantwortlich sind.
Sie werden alle von den gläubigen Bocore verehrt und angebetet. Der Tempel der Bocore nennt sich Hounfours, worin die einzelnen
Geistwesen angebetet werden. In Familien gibt es häufig sogenannte Familien-
Loa, die über viele Generationen hinweg einen engen Kontakt zur Familie pflegen. Diese haben oft einen speziellen Stellenwert und sind höhergestellt als andere Geistwesen.
Die intimste Form der Kommunikation mit einem Loa ist ein Zustand der Trance, in dem die Gläubigen glauben, von dem Loa besessen oder getragen zu sein. Das geschieht dann, wenn eine Person in einen tranceähnlichen Zustand verfällt und auf diese Weise mit dem Geistwesen kommunizieren kann.
Die Opfergaben der Loa
Den verschiedenen
Loas werden regelmässig Opfergaben gemacht, welche zu bestimmten Ritualen gehören. Im Gegensatz zu der Vorstellung vieler Menschen werden hier nur selten tierische Opfer verwendet. Meist erhalten die Loas Obst, Getränke oder Blumen als Opfergaben. Jedes einzelne
Geistwesen hat jedoch seine eigenen Vorlieben, auf welche die Gläubigen eingehen können.
Falls doch Mal ein Tier geopfert wird, dann entnimmt das Geistwesen nur die Tierseele. Das Tier kann von den
Voodoo-Anhängern selbst verwertet werden. Menschliche Opfer gibt es im Voodoo übrigens nicht.
Die verschiedenen Loa
Insgesamt zählt die Liste der einzelnen Geistwesen wohl über 400 Wesen. Hier haben jedoch nicht alle den gleichen Stellenwert. Manche
Loa sind höhergestellt und haben somit eine deutlich wichtigere Bedeutung als andere Geistwesen.
Einige der wichtigsten Loa sind beispielsweise Olorun und Obatala. Obatala wird als Gott des Himmels und der Schöpfung gesehen. Andere wichtige Geistwesen sind zudem Papa Legba, Agowu, Ogu, Damballah, Agwe, Erzulie oder Ghede. Alle diese Loas sind von hoher Bedeutung, doch alle stehen unter Bondieu, dem höchsten Gott der Voodoo-Religion. Im Glauben des Voodoo werden die Priester zudem als Houngan und die Priesterinnen als Mambo bezeichnet. Weitere bekannte und bedeutende Geistwesen sind zum Beispiel:
- Aida Wedo
- Ayza
- Baka
- Baron Samedi
- Erinle
- Ezili
- Loco
- Shango
- Yemaya
- Zaka
Zudem haben die Geistwesen in unterschiedlichen Ländern und Stämmen teilweise verschiedene Bedeutungen beziehungsweise Wichtigkeitsgrade. Um ein Ritual für einen Loa durchzuführen, wird ein Symbol von einem Priester auf den Boden gezeichnet. Das geschieht entweder mit einem einfachen Stock in den Sand oder mit staubigen Materialien auf dem Boden.
Auf diese Weise wird ein Geistwesen heraufbeschworen. Dieses Symbol nennt sich "Veve" und wird für jeden Loa unterschiedlich dargestellt. Die Gläubigen sind der Meinung, dass je nach Detailliertheit die Macht des Veve für das jeweilige Geistwesen höher wird.
Aus diesem Grund wird das Veve meist von praktizierenden und erfahrenen Voodoo-Anhängern durchgeführt. Das auf den Boden gezeichnete Symbol bildet für gewöhnlich eine grafische Version für die Charakteristik des ausgerufenen Geistwesens ab.
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